Die verzauberten Brüder


02.12.2012 |  Walter Gasperi
Jewgeni Schwarz erzählt in seinem 1953 entstandenen Märchen „Die verzauberten Brüder“ eine einfache Geschichte, doch die liebe- und poesievolle Inszenierung, hinreißende Figuren und abwechslungsreiche musikalische Einlagen können Klein und Groß gleichermaßen verzücken und bezaubern.

Fast ausschließlich in der Zeit des Stalinismus wirkte der 1896 geborene und 1958 gestorbene Jewgeni Schwarz. Den Forderungen des Sozialistischen Realismus kam er nicht nach, sondern benutzte Märchen, um die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit anzuprangern. Eine politische Botschaft kann man auch in „Die verzauberten Brüder“ hinein interpretieren oder daraus heraus lesen, aber auch dieser dunklen Zeit enthoben funktioniert dieses Märchen in seiner Hommage an eine Mutterliebe, die alle Mächte des Bösen besiegt.

Einfaches, aber starkes Bühnenbild

Einfach gehalten ist das Bühnenbild von Susanne Cholet, fast ganz reduziert auf zwei Ahornbäume, in die die Brüder Fjodor und Igor von der Hexe Babajagá – auf die richtige Betonung legt sie wert - verzaubert wurden. Schemenhaft sind auf der Rückwand die Bäume des Zauberwalds angedeutet. Allein die Lichtregie sorgt hier ebenso unauffällig wie eindrücklich für wechselnde Stimmungen, für den Übergang von Tag in Nacht, wenn die Farbe langsam von Dunkelblau in Hellblau, bald in Orange oder auch in Türkis wechselt.
Markant heben sich vor diesem Hintergrund die Kostüme der Figuren ab. Farblich ist hier jeder Ton genau getroffen, Poesie entfaltet sich schon durch diese liebevolle Ausstattung.

Lustvoll aufspielendes Ensemble

Auf Spektakel verzichtet Regisseur Hannan Ishay völlig, beschränkt sich auf wenige ebenso liebevolle wie bezaubernde Details wie das Weinen der Bäume oder ein bewegliches Haus auf Hühnerbeinen. Nie verstellen hier vordergründige Effekte den Blick auf die Botschaft und die Figuren, die mehr als die einfache Handlung dieses Stück tragen.
Laura Louisa Garde spielt engagiert und glaubwürdig die herzensgute Mutter. Nach jahrelanger Suche nach ihren Söhnen, die einst das Zuhause verlassen haben, um Heldentaten zu vollbringen, kommt sie in den Zauberwald der Hexe Babajagá. Seltsam warm wird ihr ums Herz in der Nähe der Ahornbäume, doch kann sie darin nicht ihre Söhne erkennen, obwohl diese versuchen sich durch das Rascheln der Blätter bemerkbar zu machen. Die missgünstige Egoistin Babajaga will diese aber erst freigeben, wenn die Mutter schier unlösbare Aufgaben löst, sodass sie dafür geloben werden muss.
Das personifizierte Gute trifft hier auf den Inbegriff des Bösen. Dennoch wird diese Hexe auch bei kleineren Besuchern keine Angstzustände auslösen, denn mehr mit Witz und Leichtigkeit als mit Ingrimm spielt Wolfgang Pevestorf mit feuerroter Perücke diese Figur. Helfer findet die Mutter in einem gutmütigen, aber stets müden Bären, einem eleganten Kater und einem knurrenden Hund. Trefflich sind diese Nebenfiguren gezeichnet und werden von Michael Schiemer (Bär), Emanuel Fellmer (Kater) und Robert Finster (Hund) mit sichtlichem Vergnügen gespielt.

Schwungvolle Musik

Dass kein Leerlauf aufkommt, ist aber auch den genau getimten und abwechslungsreichen Musikeinlagen zu verdanken. Eine Fülle an Instrumenten setzt Ernst Reiner am Bühnenrand ein, arbeitet mit Anklängen an unterschiedlichste musikalische Richtungen. Schwung kommt so ins Stück, wenn die Mutter die aggressiven Hühnerbeine des Hauses besänftigt und ihnen zeigt, dass tanzen besser ist als treten, und beim Schlussgesang „Der Himmel ist blau, die Bäume sind grün und wer das weiß ist schlau“ klatscht dann auch das begeisterte Publikum mit.